"Transformation braucht zuallererst einen guten Grund ..."
Karin Krobath im Gespräch mit Michael Leithinger + Festival-Impuls "5 Jahre Z'Spirit"
„… der möglichst vielen Menschen in der Organisation einleuchtet“, sagt Karin Krobath. Sie begleitet Transformationsprozesse in Organisationen und hat auf die Frage, was die größten Hürden sind und was es braucht, damit Veränderung gelingt, gute Antworten parat.
Welchen „Spirit“ braucht eine tiefgreifende kulturelle Transformation in einer Organisation?
KK: Transformation braucht zuallererst immer einen guten Grund, der möglichst vielen Menschen in der Organisation einleuchtet. Ohne diesen „Reason Why“ ist es sehr schwer. Der Grund kann sein, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern, vielleicht sogar disruptiv, dass neue Anbieter in den Markt drängen, dass ein gesellschaftliches Problem nach neuen Antworten verlangt, oder andere Einflüsse. Kurzum: Wenn es im Außen Veränderungen gibt, die im Inneren entschlossenes Handeln erfordern, dann verstehen Mitarbeiter:innen den Handlungsbedarf und man kann darauf eine Change-Story aufbauen. Der Anstoß kann natürlich auch von innen kommen, weil man sich intensiv mit der Zukunft auseinandersetzt und zum Schluss kommt: Transformation ist angesagt, bevor wir unter Druck geraten.
Geht es auch ohne einen „Reason Why“?
KK: Nein, eher nicht. Kultur ist der soziale Kit, der Unternehmen zusammenhält. Sie kann Motor oder Bremse sein. Sie ist aber nur einer von drei Management-Hebeln. Stellen wir uns Strategie, Struktur und Kultur als ein Dreieck vor – die Strategie oben an der Spitze. Gibt es eine Neuausrichtung, einen starken Purpose oder Reason Why, dann wissen alle Mitarbeiter:innen grundsätzlich, worauf sie sich ausrichten sollen. Ob sie es dann tatsächlich tun oder eventuell auf „Durchzug“ schalten oder gar boykottieren: Das sind die kulturellen Baustellen im Transformationsprozess. Damit nicht genug, müssen auf der strukturellen Seite die technischen, räumlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen nachjustiert werden, genauso die Erfolgskennzahlen und KPIs. Die Frage ist: Unterstützen diese Rahmenbedingungen die angestrebte Neuausrichtung und machen sie es den Leuten schmackhaft, sich anders zu verhalten und besser zu kooperieren?
Andrea Stürmer, Karin Krobath: "5 Jahre Z'Spirit"
„Der Grund für die Veränderung muss nicht nur klar, sondern auch permanent vermittelt werden. Dies scheitert oft an Führungskräften, die vom Alltagsgeschäft blockiert sind.“
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Hürde bei tiefergehenden Veränderungen?
KK: Ich würde sagen: zu wenig und zu wenig durchdachte Kommunikation. Der Grund für die Veränderung muss nicht nur klar, sondern auch permanent vermittelt werden. Dies scheitert oft an Führungskräften, die vom Alltagsgeschäft blockiert sind und keine Zeit haben, zusätzlich Change-Agents zu sein. Menschen ändern ihr Verhalten nur langsam – selbst wenn man einen guten Grund hat. Es braucht mindestens 20 Wiederholungen, um neue Muster zu lernen und zu leben. Und das gilt natürlich für Führungskräfte ebenso wie für Mitarbeiter:innen.
Am 24butterfly Festival waren Sie mit Andrea Stürmer, CEO von ZURICH Österreich, auf der Bühne – mit einem Gespräch über die Kulturtransformation in eben diesem Unternehmen. Können Sie uns verraten, ob und warum diese Veränderung gelungen ist?
KK: Ja, die ist gelungen und genau aus dem erwähnten Grund. Andrea Stürmer wollte die Kulturveränderung aus strategischen Gründen, war bereit, Strukturen neu zu denken, und hatte zusätzlich eine wunderbare Projektleiterin. Das alles war eine glückliche Kombination, über die wir gerne am Festival erzählen.
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